Plattfuß

 Knick-Senk-Fuß (Plattfuß) beim Erwachsenen

Auslöser für einen Plattfuß in der zweiten Lebenshälfte ist oft eine Sehnenfunktionsstörung. Entwickelt sich jenseits des 40. Lebensjahres zunehmend ein Plattfuß oder verschlechtert sich ein bereits bestehender milder Plattfuß deutlich, so ist dies ein Hinweis auf eine Funktionsstörung der Tibialis posterior-Sehne.
Diese Sehne des Unterschenkels, die am Kahnbein des Fußes ansetzt, richtet normalerweise das Längsgewölbe des Fußes auf und sorgt so für einen stabilen Auftritt. Ursachen dafür sind häufig degenerative Veränderungen der Sehne.

Beim Vorliegen einer Knick-Senkfuß-Deformität (Pes planovlagus) kommt es zum Einsinken des Längsgewölbes am Fuß. Neben dem eingesunkenen Längsgewölbekommt es häufig zu einer Abkippung der Ferse in X-Stellung, sowie zu einer Verkippung des Vorfußes ebenfalls in Richtung Fußinnenrand.  Hierdurch kommt es zu einer Druckspitzenverlagerung mit Überlastung des inneren Fußes und kompensatorisch im Verlauf auch u einer Überlastung der äußeren Fußanteile.

Zunehmende Schmerzen am Innenknöchel können beim Plattfuß auf eine Überlastung oder einen Riss einer wichtigen Unterschenkelsehne (Tibialis posterior Sehne) hindeuten, die für die Stabilität des medialen Fußgewölbes entscheidend ist. Kippt die Ferse immer weiter zum Fußaußenrand hin ab, können zusätzlich Schmerzen in dieser Region auftreten.
Grund für weitere Untersuchungen ist immer dann gegeben, wenn die Fehlstellung extrem ausgeprägt ist, neu auftritt, sich verschlechtert oder anfängt Beschwerden zu machen. Ein schmerzfreier Knick-Senkfuß ohne Progredienz bedarf keiner Operation.
Welche Therapie bei einer Knick-Senkfuß-Deformität am besten geeignet ist, hängt im Einzelfall immer vom Ausmaß der Verformung und den auftretenden Beschwerden ab. Leichte Fälle können oft durch Schuheinlagen welche das Längsgewölbe stützen und Training der Fußmuskulatur gut behandelt werden. Nur bei schweren Fällen ist ein operativer Eingriff erforderlich. Dieser beinhaltet häufig die Rekonstruktion der veränderten Tibialis posterior  Sehne und ggf. Verstärkung dieser mit ihrer Nachbarsehne durch Umverlagerung. Weiterhin erfolgt in der Regel eine Korrektur der Fehlstellung des Fersenbeines. Diese knöcherne Korrektur kann teilweise minimalinvasiv erfolgen.

Nachbehandlung:
Die Nachbehandlung nach Korrektur einer Knick-Senkfuß Deformität ist langwierig und erstreckt sich über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen Entlastung im Unterschenkel-„Walker“ und anschließender schrittweiser Aufbelastung.  Für das erste Jahr nach der Operation ist zusätzlich eine Einlagenversorgung mit Unterstützung des medialen Fußgewölbes wichtig. Bis zum Erreichen der Sportfähigkeit kann bei komplexer Fehlstellung fast ein Jahr vergehen. Autofahren ist erst nach Wiederaufnahme der vollen Belastbarkeit des Fußes möglich.
 Kindlicher (juveniler) Plattfuß

Eine gewisse „Plattfüßigkeit“ stellt eine normale Phase der kindlichen Fußentwicklung dar. Der „Plattfuß“ ist daher ein normales Durchgangsstadium in der kindlichen Fußentwicklung. Besonders ausgeprägt ist der „Plattfuß“ im vierten Lebensjahr, anschließend  kommt es im Rahmen der Entwicklung des Fußskeletts zu einer zunehmenden Aufrichtung. Der asymptomatische kindliche Plattfuß gehört also zur natürlichen Fußentwicklung, welche keinerlei Behandlung bedarf. Eine frühe Einlagenversorgung bei fehlenden Beschwerden des Kindes vor Eintritt des Schulalters ist hier ebenso unsinnig wie spezielle Schuhzurichtungen. Der ideale Kinderschuh sollte die kindliche Fußentwicklung möglichst wenig negativ beeinflussen. Eine positive Beeinflussung der Fußentwicklung durch Schuhe ist wahrscheinlich nicht möglich. In sehr seltenen Fällen ist der kindliche Plattfuß auch Folge einer Knochenfehlstellung.

Der Knick-Senkfuß ist eine der häufigsten Ursachen, weswegen Eltern den Orthopäden aufsuchen. Verschiedenste Ursachen können zur Ausbildung eines Knick-Senkfußes führen. Am häufigsten handelt es sich um den flexiblen, physiologischen Knick-Senkfuß, der bei den meisten Kindern als normale Entwicklungsstufe nach Beginn des Laufenlernens auftritt. In der Regel bereitet ein Knick-Senkfuß weder Schmerzen noch beeinträchtigt er den normalen Gang. Wenn der Knick-Senkfuß Laufprobleme bereitet, sind hingegen gezielte Behandlungsmaßnahmen ratsam. Neben speziell gefertigten Einlagen für die Schuhe können zum Beispiel gegen den Knick-Senkfuß krankengymnastische Übungen und Muskeltraining helfen. Eine operative Therapie des kindlichen Knick-Senkfußes ist bei Beschwerden oder Einschränkungen nur notwendig, wenn die konservative Therapie nicht anspricht. Für eine Behandlung sollte allerdings optimalerweise das Fußwachstum noch nicht ganz abgeschlossen sein.

Grund für weitere Diagnostik ist immer dann gegeben, wenn sich das Gewölbe zum sechsten Lebensjahr hin nicht aufrichtet, die  Fehlstellung sehr ausgeprägt ist oder bei Belastung Beschwerden auftreten. In diesen Fällen kann zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr häufig durch einen minimal-invasiven Eingriff im Bereich des unteren Sprunggelenkes eine wuchslenkende Korrektur vorgenommen werden, die vor Abschluss des Längenwachstums des Fußes zu einer Korrektur des Plattfußes führt.

Die Subtalare Arthrorise
Die Operation kann bei uns im ambulanten OP-Zentrum erfolgen, ein Krankenhausaufenthalt des Kindes ist nicht notwendig. Die Operation erfolgt dabei in einer kurzen schonenden Narkose.
Die Operation der Arthrorise bewirkt eine Neupositionierung des Fersenbeins unter das Sprungbein im unteren Sprunggelenk. Durch den schrägen Achsenverlauf des unteren Sprunggelenkes kommt es zu einer dreidimensionalen Korrektur des Rückfußes.
Die Arthrorise führt zu einer temporären Reduktion der Bewegungsfreiheit im Sinne einer „Anschlagsperre in eine Richtung”; somit kommt es zu keiner vollständigen Fixierung des unteren Sprunggelenkes. Das Wirkprinzip der Arthrorise stellt eine Kombination aus mechanischen und propriozeptiven Effekten mit einer konsekutiv knöchernen Adaptierung dar.

Bei der Operation (subtalare Arthrorise) erfolgt ein 1–2 cm langer Hautschnitt über dem Sinus tarsi. Dann wird der Sinus tarsi weiter eröffnet und in Neutralstellung des Fußes aufgedehnt, um das Implantat einzubringen. Postoperativ erfolgt meist ein Kompressions-Verband. Meist wird inzwischen eine Teilbelastung mit Unterarmgehstützen erlaubt, jedoch 4–6 Wochen Sportkarenz verordnet. Die Entfernung der Implantate nach Abschluss des Wachstums ist erforderlich.

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